Montag, 30. Juni 2014

Die letzten 30 Tage in Ikonda

Seit Italien aus dem Rennen ist, ist natürlich die WM  mein Lieblingsthema. Mit allen Mitarbeitern wird lautstark über die WM gesprochen wenn immer sich ein Italiener in der Nähe aufhält.  Und da gibt es noch Shedrack. Er ist Anfang 30 und wird mit einer großen Schnittwunde am Hals in der Nacht eingeliefert.  Zusammen mit Gian Piaolo nähen wir fast einmal um den Hals. Zum Glück nichts schlimmes verletzt.  Ich frage so nebenbei was denn passiert sei... Shedrack erzählt mir das seine Frau ihn mit einer Glasflasche verprügelt hat. Nicht das erste mal werden Männer verletzt eingeliefert welche von den Frauen prügel einstecken müssen.  Bestimmt jedoch meist zurecht.  Nach ausgeheilten Wunden geht es dann zur Ehefrau zurück. Die Sprachkultur ist hier eine andere. Es wird weniger gesprochen, mehr gehandelt. Am einzigen freien Ausschlaftag schleppt Virginia mich morgens um 7 in die Messe um den Chor dort zu sehen... sehr nett aber lange nicht die Qualität von Kigonsera. Schon jetzt muss ans packen gedacht werden. .. alles da fürs Stuttgarter Sommerfest? ? Raus aus dem Flieger rein in die Arbeit.  So kurz vor der Heimreise ist das vermissen der Liebsten am stärksten. .

Freitag, 27. Juni 2014

Leitlinien

Um den Standard der Klinik zu heben bilden wir eine kleine Arbeitsgruppe.  2 Chirurgen aus Italien und ich. Wir beginnen mit einer Leitlinie für den Präopertiven Part. Als Folien über Folien fertig sind haben wir eine Menge Inhalt zum Thema Katheter, Vitalzeichen,Antibiotika und Mobilisation. Während ich den Norden erkundet habe, stellen Pietro und Gian Paolo den Ärzten die neuen Linien vor. Nun ist der Schwesternteil an mir. Father Sandro macht unser Meeting zur Pflicht und dann sitzen da am Nachmittag 50 Nurses und die Assistenten vor mir.  Mit der PowerPoint klappt dann alles ganz gut und die Fragen können beantwortet werden.  Ja nun heißt es das Neue in die Tat umzusetzen.  Das ist schwierig nach Jahrelangen Gewohnheiten.  So muss immer wieder erinnert werden das nicht jeder Patient einen Katheter braucht oder rasiert werden muss. Das war nur der erste Streich und der zweite folgt sogleich.  Der postoperative Part.

Dienstag, 24. Juni 2014

STROKE

In der Nacht kommt sie an, weit gereist mit Mutter und Ehemann.  Neema ist 35 und hat 5 Kinder. Stolze Mama. Irgendwie stimmt etwas nicht merkt man daheim. Der Urin lässt sich nicht mehr kontrollieren und die Bewegungen wollen auch nicht mehr.  4 Stunden sind sie angreist. Da der Femaleward voll ist kommt Neema in den Surigalward. Am Morgen lernen wir uns in der Morgenvisite kennen. Sie spricht  nichts und schaut einen nur an. Reagiert aber auf alles, Zunge raus etc. Stroke schreibt der Doctor. Katheter und Physio. Naja er ist Chirurg und kein Internist. Die Chirurgen verschwinden in den op. Ich warte auf den Internist.  Gegen 11 Uhr muss sich Neema übergeben.  Um 11.30 kommt Mbiliny und sagt Eva komm der Patient ist schlecht.  Schlecht ist kein Wort, Neema liegt im Bett und schnappt nur noch.  Mein Pulsoxy am Finger zeigt 30% an. Die Schwester will den Blutdruck messen. Zu spät sage ich nur. Ruf einen Arzt. Als dann ein Arzt kommt sind 7 Minuten Herzmassage vergangenen. Du kannst aufhören wird gesagt. Die Mutter von Neema fängt lautes klagen und weinen an. Und die Kinder und die Kinder sagt sie immer wieder.  Ich finde den Ehemann im Garten die Wäsche waschen.  Er sieht schon das es schlechte Nachricht gibt und fängt an zu weinen.  Tage wie diese sind leider viel zu häufig in  Tansania.  Jede Hilfe wird gebraucht. 

Samstag, 21. Juni 2014

Wieder in Ikonda

Angekommen nach diesem perfekten Urlaub geht es direkt in die Arbeit.  In den letzten 2 Wochen haben sich die Aufgaben gestapelt.  Zu meiner unfreudigen Überraschung sehe ich noch teils die selben Patienten.  Dann ist da die Sache mit Winfrieda. Sie ist jung und ziemlich krank.  Ihre Mutter bittet um Entlassung da kein Geld mehr vorhanden ist und seit gestern auch kein Essen mehr gekauft werden kann. Leider ist der Zustand so schlecht das wir sie nicht entlassen können. Da der Ehemann und die Großeltern gestorben sind kann niemand mehr mit Geld aushelfen. Da schalte ich dann mal unseren Sozialdienst ein. Die Patientin wird über ihre Situation befragt und bekommt nun bis Montag.  Ich muss mal wieder schlucken.  Die Armut der Menschen trifft hier besonders da es richtig auf die Gesundheit geht. Am Abend feiern wir noch mit den Mitarbeitern einen  Consulata Tag und ich bekomme ein süßes Baby ausgeliehen.  Ich muss schon langsam meine Sachen aussortieren... und bald mal packen. 

Dienstag, 17. Juni 2014

Familie auf Safari

Familie auf Safari


Samstag, den 07.06.2014 um 4:15 in Stuttgart, im Hause Zimmermann alles dunkel. Leider war der Abiball am Vorabend doch etwas laenger gegangen und die 10 Minuten kurz mal hinlegen haben eben doch nicht ausgereicht. Um 4:30 Abfahrt Taxi. Langsam werden alle von Mama geweckt und es wird kurz Panik gemacht, schlussendlich sitzen wir aber doch alle rechtzeitig im Auto auf dem Weg zum Flughafen. Unser Ziel: ueber Amsterdam nach Dar es Salaam. Im Flugzeug wird erstmal der fehlende Schlaf nachgeholt damit wir dann natuerlich quicklebendig um 22 Uhr in Dar ankommen konnten. Draussen dann das lang erwartete Widersehen: Nach 10 Monaten endlich wieder die Schwester/Tochter umarmen! Eva hat uns freudigst erwartet und direkt von ihren unglaublichen Sprachkenntnissen im Kisuaheli gebrauch gemacht. Wir waren sprachlos!


Am naechsten morgen ging es frueh los, Eva hatte viel mit uns vor. Wenn man in dieses Land kommt, und zuvor noch nie in Afrika war, ist es klar dass man erst einmal ueberforert ist mit Allem. Menschen, Stadt, das fuer Tansanier geordnete, fuer uns aber voellig unuebersichtliche Chaos, Gerueche, einfach alles. Wenn man dann noch an den Ort in dieser Stadt geht wo genau das alles auf einmal zusammentrifft ueberlegt man sich dann doch nochmal aus dem Taxi ueberhaupt auszusteigen. Keine Gnade, raus auf den Kariakoo Markt. Hier findet man alles was man zum Leben braucht: Kleider, Stoff, Rasenmaeher, Huehnerfutter, Naehmaschienen, und vereinzelt auch ein paar Lebensmittel. Das tolle an diesem Markt und an unserer ersten wirklichen Beruehrung mit Tansania war, dass man jegliches Vorurteil ablegt. Man wird nicht belaestigt, eigentlich kaum beachtet. Man kann sich alles anschauen, die Menschen sind freundlich und man kann sich relativ gut eingliedern. Fuer uns war das der perfekte Auftakt, so haben wir gleich am ersten Tag gehandelt, gekauft und viel geredet. Also Eva, wir waren einfach zu baff um viel dazu beizutragen, geschweigedenn dass uns eh niemannd versteht. Beeindruckend war auch das Gesicht der Tansanier sobald Eva angefangen hat Suaheli zu sprechen. Das ging die ganze Reise ueber so, immer wieder voellig erstaunte, aber sofort erfreute und glueckliche Gesichter der Menschen. Da will man diese Sprache sofort auch koennen, allein um diese verwunderten, freudigen Gesichter zu sehen.


Ein weiteres Highlight unserer Reise war das Treffen mit unserem ersten Guide. Fazo holte uns am Flughafen am Kilimandscharo ab und war fuer die naechsten fuenf Tage fuer uns verantwortlich. Zuerst etwas schuechtern und schweigsam fuhren wir mit ihm die 4 Stunden Richtung unserem ersten Park Tarangire, der sogenannten Heimat der Elefanten. Dort angekommen wollte er sofort mit uns unseren ersten Game Drive, also die erste Safari machen. Also sassen wir weitere 5 Stunden im Auto, holperten ueber die Wege und konnten unseren Augen kaum trauen. Man schaute rechts: drei Elefanten. Man schaute links: ein paar Zebras und Impalas. Man schaute gerade aus: ein voellig aufgescheuchter Vogelstrauss rannte vor einem her. Die Vielfalt und Schoenheit des tansanischen Nordens wurde in den ganzen Ausfluegen mit Fazo komplett vervollstaendigt. Angefangen von den Big Five bis hin zu saemtlichen Vogelarten und einer neuen Pflanzenwelt konnten wir im Tarangire Park und in unserem naechsten Park, dem Ngorongoro Krater wirklich alles bewundern. Seine Geduld auch an jedem Elefantenbaby doch nochmal halt zu machen und sein leicht schuechternes Schmunzeln bei unserem minuetlichen Gelaechter im hinteren Teil des Autos ueber einen von Patcis komplett auf den Punkt gebrachten Sprueche oder Pes staendig verzoegerter Reaktionsaufnahme machten die lange Zeit die wir mit ihm zusammen im Auto verbrachten zum gemeinsamen Abenteuer. Auch beim Abschied merkten wir wie sehr uns allen die gemeinsame Zeit gefallen hat. Da wurden beinahe 2/3 Traenen verdrueckt!


Das abenteuerlichste Ereignis hatten wir an unserem naechsten und letzten Stop, im Serengeti National Park. In diesen Parks gilt ueberall strikt „Don't feed the animals“. Dass sich die lieben Schmusekatzen aus Tansania auch mal selbst bedienen koennten stand aber nirgends. So hatten wir, inklusive unserem neuen Guide Cumber ploetzlich beim betrachten der Loewen aus 3 Meter Entfernung, das Gefuehl in deren Augen nur noch ein Buffet zu sein wo man sich ueberlegte zu starten. Der Angstschweiss der sich entwickelte bei dem Gedanken gleich eine Loewin auf dem Schoss sitzen zu haben verfolgte uns noch den ganzten Tag!


Man kann sagen, dass wir in allen drei Parks von der Landschaft und dem Reichtum an Tieren ueberwaeltigt waren. Und wir hatten eine ganze Menge Glueck: angefangen vom Leopard der neben uns auf einen Baum geklettert ist und Siesta gemacht hat, ueber den Auftritt eines Rhynos aus weiter Ferne bis hin zum lebenden Lemming,Schakale, Hyaenen, Adler, Eulen, Affen, das alles und noch viel mehr waren Ereignisse die nicht jedem der auf Safari geht so in den Schoss fallen.


In der Zeit, die wir hier in Tansania verbringen konnten hatten wir so viele Erlebnisse die uns immer in Erinnerung bleiben werden, viel zu viele um sie hier alle mitzuteilen. Das ganze Land in seiner Schoenheit und der unendlichen Landschaft auf der einen Seite und dem entgegengesetzt die Armut und dem Kampf um Wasser aus menschlicher als auch tierischer Sicht auf der anderen Seite werden wir nie vergessen.


Unser eigentlicher Dank aber gilt dir, liebe Schwester Eva! Wie du hier mit den Menschen umgehst, wie du dich hier integriert hast, was wir von deiner anstrengenden Arbeit erfahren haben und wie du das haendelst ist einzigartig. Wir sind begeistert von deiner Freude die du hier auf jeden, egal ob Tourist oder Einheimischen uebertraegst, deiner Offenheit jedem gegenueber. Safari koennen viele machen, aber auf die Art und Weise wie du uns an die Menschen gebracht hast kommt keiner ran. Wir sind stolz auf dich und danken dir fuer diese unvergessliche Zeit.


Asante Sana, Eva


PiPaPeLe






Sonntag, 15. Juni 2014




10 Monate Tansania, Hallo Norden

Es ist nich nur mein Blog oder der Sueden des Landes was Tansania eigentlich beruehmt macht, es sind die Nationalparks im Norden. Der Ngorongorokrater, Tarangire, Lake Manyara, und natuerlich die Serengeti. Um diesen Bilderbuchteil von Tanania zum Abschluss zu erkunden fliegt die lang vermisste Familie ein. Wir starten in Dar es salam. Um gleich mal die Stadt kennen zu lernen starten wir auf dem Kariakoo... nach dem wuseligen Gewirr geht es noch auf einen Blick an den Kipepeobeach. Der naechste Tag bring uns nach Tarangire in den wunderschoenen Park. 3 Tage erkunden wir mit unserem super Guide Tarangire. Horden an Elefanten, Loewen und sogar ein Gepardenmaedchen zeigen sich von der schoensten Seite. Um die big five noch zu vervollstaendigen geht es in den Weltwunderkrater, der beeindruckende Riesenzoo zeigt uns ein Rhino und viele andere Tiere. Nach einer Nacht geht es weiter in die Serengeti, Lachmuskeln, Augenringe und viele beeindruckende Erlebnisse sind staendige Begleiter... Unsere Lodge wird unermalt von grunzenden und furzenden Hippos welche doch mit den Pavianen und den Loewen auch mal die Nacht zum Tage machen koennen. Leider neigt sich unsere Reise schon dem Ende zu. Ikonda und die Arbeit ruft. Taegliche Reporte aus meinem Ward lassen das Krankenhaus nicht vergessen....heute uebrigens 10 Monate Tansania

Sonntag, 8. Juni 2014

Die letzte Reise und Ikondanews

Eine lange Zeit ohne schreiben,, zu lange. Leider laesst die Zeit es doch immer weniger zu am Abend an den Computer zu gehen und zu berichten. Auch ist das Internet in Ikonda wie eine Schildkroete welche auch noch Schlaftabletten gegessen hat. Mein Surigal Ward ist voll. 57 Patienten liegen in den Zimmern und auf dem Flur. Jeder in seinem Bett, was fuer Tansania nicht selbstverstaendlich ist. Ich finde Patienten aus Dar es salam und ja selbst vom Norden kommen ein paar Menschen angereist. Was die Umstaende etwas erschwert ist das sich die Patienten of von anderen Kliniken verlegen lassen und so schon manchmal in ziemlich schlechten Zustand eintreffen. Autounfaelle, Krokobisse oder unbekannte Bauchschmerzen welche sich nach einem Ultrasound als Schwangerschaft herausstellen. Alles wird operiert. Ich verbinge nun meine Zeit auch damit an neuen Guidelines zu arbeiten. Warum muessen die Patienten nicht mehr rasiert werden, brauchen Apendektomien wirklich einen Katheter, ueberhaupt warum bekommt jeder Patient vor Op einen Katheter? Nach 6 Wochen voll Tag und Nachtarbeit  geht es nach Dar um wieder geliebte und lang vermisste Familie abzuholen. Die Geschwister sind in 10 Monaten irgendwie so gross geworden... Wir brechen zu einer Reise in den Norden auf ueber welche natuerlich berichtet wird. Ein grosser Wehmutstropfen ich verpasse meine liebe Chefin Sr. Anna-Luisa welch einen Tag nach meiner Abreise nach Ikonda kommt um mich zu besuchen. Zum Glueck ist da der Father Sandro welcher bestimmt das beste Esssen und den besten Wein auspackt!Nun sind es noch etwas weniger als 8 Wochen zum Heimflug. Doch davor kommt noch etwas gaaanz grosses.... die WM!!!!!! Koennen Itaiener und Deutsche zusammen WM schauen? Ich hoffe und bete das Deutschand Italien so was von platt macht und ich mich allein unter 9 Italienern freuen kann. 6 August am Nachmittag... oh Fernsehturm oh Schlossplatz und ohhhhh Sommerfest.
Ikonda am Morgen
Mojito in Ehren

Mein lieber Samuel, Spinale legen Lehrer

Eingang Ikonda Hospital